Warum eigentlich nicht samstags beerdigen?
Liebe Gemeinden,
ich kann gut verstehen, dass der Wunsch besteht, wenn ein geliebter Angehöriger verstorben ist, diesen samstags beerdigen zu wollen. Da haben alle frei, keiner muss Urlaub nehmen und seine Arbeit, seinen Alltag unterbrechen.
Aber der Verlust eines Menschen ist doch ein Herausgerissenwerden aus dem Alltag. Darf da nicht auch einmal die Arbeit unterbrochen werden? Müssen wir da nicht wenigstens kurz innehalten?
Wenn nun jemand stirbt und er oder sie soll christlich bestattet werden, mit Gottes Segen, dann sollte mit dem Bestatter und der Kirchgemeinde bzw. dem Pfarrer/der Pfarrerin gemeinsam nach einem Termin geschaut werden. Es wird für die Verantwortlichen schwer, wenn Termine feststehen und Einladungen ausgesprochen sind. Denn die Kirchgemeinde möchte und kann nicht nur Dienstleister sein.
Die zu verwaltenden Strukturen werden immer größer und damit nimmt auch die Arbeit für die Einzelnen zu. Zudem finden samstags auch Hochzeiten und Einsegnungen statt. Und jeden ersten Sonnabend im Monat ist Taufsamstag.
Auch wenn das alles nicht das ganze Jahr über statt findet, so sollte eine Gleichberechtigung gewährleistet sein. Zudem geben wir uns alle Mühe, unser Bestes für die Gemeinden zu geben, da und für Kreise und Gottesdienste gut vorbereitet zu sein. Wir verwalten alle nicht nur eine Kirchgemeinde, wir versuchen eine bestmögliche Seelsorge und Präsenz am Ort anzubieten. Aber dafür braucht es auch Zeit, in der man selber auftanken kann. Und auch ein sonntäglicher Gottesdienst braucht Vorbereitung, wenn eben nicht noch wöchentliche Kreise einen immer wieder aus der Vorbereitung herausrufen.
Und unsere Familien und Freunde, denn auch wir sind soziale Wesen, haben am Wochenende frei. Der Samstag ist der Tag, wo man sich auch um diese einmal kümmern kann.
Es hängt auch nicht nur am Pfarrer/ an der Pfarrerin. Wir haben in unserer ganzen Region keinen Kantor, der mit 100% in den Gemeinden beschäftigt ist. Die Kantoren sind für musikalische Kreise, Ausbildung und die Ausgestaltung von Gottesdiensten, Festen und Feiern, die Konzertplanung und -durchführung verantwortlich. Es ist daher nicht leicht, jemanden mit einer geringen Anstellung oder auf ehrenamtlicher Basis samstags von seiner Familie losreißen zu können.
In vielen Gemeinden bedarf es dann auch einer Person, die den Küsterdienst übernimmt. Auch da sind die Möglichkeiten immer mehr begrenzt.
Wir haben dankenswerterweise als Region „Pulsnitz“ und Region „Massenei“ gemeinsam für uns und zum Schutz der Mitarbeitenden entschieden, samstags keine Bestattungen mehr anzubieten. Wir können das in der heutigen Zeit nicht mehr leisten. Es ist kein „Nicht-Wollen“, sondern ein „Nicht-mehr-können“. Und daher bitten wir um Ihr Verständnis. Gerne sind wir für Sie in der schweren Zeit da, aber hoffen immer wieder auf ein gutes, rücksichtsvolles Miteinander. Vielen Dank! Maria Grüner